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Freitag, 20. Februar 2015

Kandersteg - Haizähne (WI5+/6-)

Nachdem wir die Lochroute erfolgreich und in guter Zeit gemeistert hatten, wollten wir die weite Anreise noch mit ein paar zusätzlichen Eismetern veredeln. Dass uns sozusagen als Dessert und Nachmittagstour die bekannten Haizähne gelungen sind, ist schon bemerkenswert. Die Tour ist von solcher Eleganz und Bekanntheit, dass ich selbst dafür ohne weiteres den Weg nach Kandersteg unter die Füsse genommen hätte.

Hochformat ist zwingend. Jonas in L1 der Haizähne (WI5+/6-).
Nach unserem Abstieg vom Staubbach-Sektor herrschte im Oeschiwald zwar noch etwas Betrieb, zumindest die meisten Einstiege waren am frühen Nachmittag aber frei. Also machten wir uns wieder bereit und so stieg ich um ca. 14.45 Uhr in die erste Länge ein, welche unter dem Namen Grimm (WI4) figuriert. Sie führt in einer schönen, total 60m langen Seillänge bis aufs Band und zum Einstieg der Haizähne hoch. Es wartete kompaktes, schön plastisches Eis mit Struktur und einer Steilheit von bis zu 85 Grad. Somit eine Genusskletterei ersten Ranges, dementsprechend begehrt ist diese Route auch als Baseclimb. Wenig erstaunlich also, dass man auf 30-40m Höhe gleich mehrere Bohrhakenstände antrifft. Ich hatte inzwischen das Band und damit den Einstieg der Haizähne erreicht. Von oben tropfte es an diversen Stellen zwar gehörig, aber auf ging’s der Reihe von relativ filigranen Säulen, Wandstellen und Vorhängen entlang.

L1, 45m: Sehr schöne Kletterei in anhaltend senkrechtem Gelände. Ein paar Nischen und Bödeli ermöglichen alle paar Meter einen bequemen Rastpunkt, was die Ernsthaftigkeit dieser Seillänge doch massiv abmildert. Das Eis war soft, perfekt bissig und zudem erleichterten gute Tritte und Begehungsspuren die Sache weiter. Perfekter kann man es hier kaum erwischen, selbst wenn stellenweise eine leichte Dusche das Überziehen der Kapuze erforderte.

Nachstieg in L1 der Haizähne. Teilweise leichte Dusche, Kapuze vorteilhaft, aber kein Problem.
L2, 35m: Im Nachstieg in der Nische mit den zwei sehr hoch und in zweifelhaftem Fels steckenden BH angelangt, war die Reihe nun, äääähhh, an mir. Bisher hatte ich einen Vorstieg in den Haizähnen eher als eine Art Fernziel gesehen, doch nun stand die Sache unmittelbar bevor und zu kneifen wäre schade gewesen. Unvermindert steil bzw. über grösste Strecken senkrecht würde es weitergehen, die Säule nach dem Stand gab da gleich den Tarif durch. Die Verhältnisse waren aber auch hier perfekt und so gelangte ich Schritt für Schritt und Pickelschlag für Pickelschlag sauber und sicher zum Ausstieg.

Los geht's! Steiler Auftakt an einer Säule in L2 der Haizähne.
Dort konnten wir uns um ca. 17:00 Uhr zu dieser tollen Tour gratulieren, grosse Zufriedenheit über das erreichte stellte sich ein. Zwar waren wir uns einig, dass bei diesen perfekten Verhältnissen der sechste Eisgrad an den Haizähnen nur auf dem Papier zu finden ist. Dennoch, die oberen beiden Längen sind auf rund 80m Strecke praktisch senkrecht und wollen erst gemeistert sein! In zwei Abseilern gelangten wir aufs Band, bzw. den obersten BH-Stand der unteren Stufe zurück, von wo es retour auf den Boden ging. Nachdem das Gear eingepufft war, ging es zurück zum Bahnhof. Nach eine Kafistop konnten wir im Zug gemütlich die Beine hochlagern und neue Pläne schmieden. An Tagen wie diesen... würden wir noch manche Abenteuer erleben können!

Erst die letzten Meter zum Top der Haizähne sind dann nicht mehr ganz so anhaltend.
Facts

Kandersteg - Grimm/Haizähne - TD III WI5+/6- - 3-4 SL, 140m - Jasper/Jaerschky 1993 - ****
Material: 10-12 Schrauben, auch mit 2x50m-Seilen gut machbar

Ein grosser Klassiker im Oeschiwald. Auftakt bis aufs Band über die schöne Kompakteislänge Grimm. Obenraus folgen die Haizähne dann einer ästhetischen Linie, welche sich entlang von einigen Säule durch die auf rund 80m praktisch durchgehend senkrechte Wand hochhangelt. In solchem Gelände sind die Schwierigkeiten natürlich stark von den Verhältnissen abhängig. Nicht selten sind diese aber gut, in diesem Fall erleichtern Begehungsspuren die Sache oft zusätzlich. Bis auf die überall hängenden Eiszapfen drohen keine objektiven Gefahren.

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